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So skurril wird die Logistik

Ein Blick in die Zukunft

Manches, was in naher – oder auch etwas fernerer – Zukunft die Logistik revolutionieren könnte, klingt heute wie Science-Fiction.

Aber das tun zukunftsweisende Trends ja öfter, bevor sie zur Realität werden. Wer hätte vor wenigen Jahren beispielsweise schon gedacht, dass eines Tages Pakete auch als Same-day-Lieferung ihren Weg zum Kunden finden? Doch was könnten die nächsten Innovationen sein? Wir stellen Ihnen ein paar Beispiele vor.

Digitale Hellseher

Es ist der Wunsch jedes Verkäufers und Produzenten: Wissen was der Kunde kaufen möchte, noch bevor er es selbst weiß. Was beim einzelnen Kunden nur mit viel Menschenkenntnis und Erfahrung annähernd möglich ist, könnte durch die Anwendung von Big Data zur Revolution mit Namen Anticipatory Logistics werden. Man könnte auch einfach Gedankenlesen dazu sagen. Denn die Sammlung und Auswertung der Daten über das bisherige Kaufverhalten der Käufer kann eine genaue Prognose darüber abgeben, welche Waren sie demnächst bestellen möchten und diese, noch bevor die Kunden sie bestellt haben, auf den Weg zu schicken. Um das zukünftige Kaufverhalten der Konsumenten möglichst genau vorherzusagen, ist allerdings eine ebenso penible wie umfassende Auswertung des bisherigen Kaufverhaltens notwendig. Die Einsatzmöglichkeiten von Anticipatory Logistics hängen folglich direkt vom Digitalisierungsgrad ab. Derzeit steht die Technik allerdings erst ganz am Anfang – wann ein Kunde seine Bestellung erhält, entscheidet er also vorerst noch allein.

Big Data
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Rollende Fabriken

Ein Firmengelände, Fließbänder, Arbeiter, Roboter, Gabelstapler, LKW-Fahrer. All diese Bestandteile der Produktions- und Lieferkette könnten durch rollende Fabriken überflüssig werden. Dabei würden die mobilen Produktionsstätten von außen kaum auffallen, denn sie sähen nicht anders aus als die Lieferwagen, die heute durch die Stadt und über Land zu ihren Kunden fahren. Der Blick in das Innere der autonom fahrenden Lieferwagen wäre für den Betrachter allerdings erstaunlich. Denn im Lieferwagen 4.0 würde ein 3-D-Drucker die Ware, die der Kunde vorher bestellt hat, just-in-time herstellen – von der Badeente bis zum Maschinenteil. Damit würden sich nicht nur die Lieferzeiten enorm verkürzen, auch die Kosten für die Lagerung würden entfallen. 

Was also heute wie Science-Fiction klingt, wird morgen wohl auch noch wie Science-Fiction klingen ... denn sowohl autonom fahrende Lieferwagen als auch die nötigen mobilen 3-D-Drucker dürften noch einige Jahre brauchen, bevor sie unter realistischen Bedingungen zum Einsatz kommen. Aber man soll ja nie „nie“ sagen.

Logistik von oben

Doch was ist, wenn die Straße dicht und der Bestimmungsort fern sind und die Lieferung dennoch eilt? Vielleicht liegt die Antwort im Himmel. Genauer gesagt im Luftverkehr via Logistikdrohne. Gerade bei abgelegenen Adressen, die auf Straßen nur schwer oder zeitraubend erreichbar sind, könnten Drohnen die Lösung sein. Zwar dürften Kühlschränke und Fernseher auf absehbare Zeit nicht zur bevorzugten Fracht der fliegenden Lieferanten gehören. Aber bei leichterem Gepäck wären die Zeit und Kostenvorteile im Vergleich zur Straße, pro Liefervorgang gerechnet, erheblich. Bis es allerdings so weit ist, dass eine nennenswerte Zahl autonomer Drohnen die Logistik auf wirtschaftliche Weise ergänzt, dürfte es angesichts der strengen gesetzlichen Luftverkehrsvorschriften und der großen technischen Herausforderungen für einen sicheren Betrieb noch einige Jahre dauern.

Big Data
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Logistik von unten

Vielleicht liegt die Zukunft der Logistik auch in der entgegengesetzten Richtung. Nicht im Himmel also, sondern unter der Erde. Die Rede ist von Tube Logistics. Die Vorteile von unbemannten Fahrzeugen, die durch unterirdische Tunnelröhren rasen scheinen auf der Hand zu liegen: Der konstante und lautlose Verkehrsfluss unter der Erde frisst an der Erdoberfläche keinen Platz, kann 24 Stunden am Tag betrieben werden und verursacht keine Staus und keine Luftverschmutzung. Gleichwohl muss ein leistungsfähiges, wirtschaftliches und großräumiges Tunnelnetz durch kostspielige Investitionen erst noch geschaffen werden. Und anders als bei der Logistik zu Wasser, zu Luft oder auf den Straßen sind die unterirdischen Lieferanten kapazitätstechnisch eine heikle Angelegenheit – denn sämtliche Kalkulationen vor dem Bau müssen für die nächsten Jahrzehnte zutreffen. Was gar nicht so einfach ist. Denn wer weiß heute schon so genau, was die Zukunft an Innovationen und Rahmenänderungen mit sich bringen wird?

In jedem Fall wird die Logistik immer ein Spiegel der aktuellen Technologie sein. Denn die Branche muss immer stark wirtschaftlich agieren – und neue Technologien versprechen meist auch neue Wirtschaftlichkeitsimpulse.