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DIE ZUKUNFT DER PAKETZUSTELLUNG

Wie wird das Paket von morgen geliefert?

Heute bestellt und im Idealfall auch heute bereits erhalten: Online-Shopping wächst rasant und stellt Händler vor logistische Herausforderungen. Der gestiegene Warentransport belastet Straßenverkehr und Umwelt gleichermaßen. Die Logistik-Branche entwickelt deshalb neue, kreative Lösungsansätze.

Das Angebot war gut, der Preis stimmte. Eine junge Dame aus Hamburg hat ein Klavier in München online erworben. Es musste einzig noch die entscheidende Frage geklärt werden: Wie kommt das gute Stück aus dem tiefen Süden in den hohen Norden? Mit einer möglichen Lösung können die beiden Thüringer Felix Wiegand und Steven Qual aufwarten. Sie hört auf den Namen „Pamyra“ und ist Online- und Buchungsplattform, auf welcher Speditionen und Käufer leicht zueinanderfinden. Die beiden Software-Experten möchten ohne großen operativen Aufwand die Transportlogistik effektiver gestalten und so vor allem Leerfahrten vermeiden. Allein in Deutschland fahren LKW pro Jahr mehr als zwölf Milliarden Leer-Kilometer, und unzählige LKW sind nicht zu 100 Prozent beladen. Genau hier setzt das Startup mit „Pamyra“ an. „Digitalisierung ist mittlerweile in so gut wie jeder Branche Standard. Nur in der Transportlogistik nicht“, erklärt der 31-jährige Felix Wiegand. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich das System bewährt und kann erste Erfolge verzeichnen.

Die Klavier-Käuferin gibt auf der „Pamyra“-Website ihre Route sowie die Maße und das Gewicht ihrer großformatigen Sendung ein und erhält anschließend mehrere Angebote in einer Übersicht. Steven Qual erklärt: „Der Nutzer kann selbst entscheiden, für welche Spedition er sich entscheidet. Bewertungen anderer Nutzer helfen bei der Orientierung.“


Transportlogistik

Effektiver von A nach B


Die Logistik ist mit fast drei Millionen Mitarbeitern, die bei 60.000 meist mittelständischen logistischen Dienstleistern angestellt sind und einen Umsatz von 235 Milliarden Euro erwirtschaften, ein echtes Schwergewicht. Und die Branche wird weiter an Gewicht zulegen, da aufgrund des Online-Booms die Zahl an Paketsendungen weiter wächst. In den U-Bahn- und Busbahnhöfen der Hansestadt Hamburg wurden deswegen Paket-Shops eingerichtet, welche die Zustellung von Paketen vereinfachen sollen. Dank guter Öffnungszeiten können die Käufer beispielsweise vor und nach der Arbeit ihr Paket problemlos abholen. Dessen ungeachtet sind weitere Ideen gefragt – und die liefert die Digitalisierung, die mittlerweile die Lieferkette positiv beeinflusst und ganz neue Potenziale schafft.


Privater Postbote

Dazu zählt zum Beispiel das Prinzip „Crowd Delivery“, mit dem besonders die sogenannte letzte Meile revolutioniert werden soll. Den Ansatzpunkt dazu lieferte eine Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC), in der sich mehr als 25 Prozent der befragten Endverbraucher durchaus vorstellen können, die finale Paketzustellung selbst vorzunehmen. Als Zielgruppen kommen hierfür vor allem Berufspendler und Reisende in Frage, die mit Auto oder Transporter unterwegs sind, darin Pakete als „private Postboten“ mitnehmen und so die eigenen Reisekosten senken könnten. Und auch die Umwelt profitiert davon, da die Fahrten so oder so durchgeführt werden.

Seit 2016 arbeitet das Startup-Unternehmen CoCarrier in Berlin nach diesem Prinzip. Die Gründerinnen Anabel Ternès und Julian Maar registrieren seitdem fast täglich 50 Mitnahmeangebote auf ihrer Plattform, ein gutes Drittel gibt sogar einen ausländischen Zielort an. Gegenüber traditionellen Logistikunternehmen kann leistungsfähiger und kostengünstiger agiert werden, zudem fallen Lagerhallen, Fuhrpark sowie Verwaltungs- und Kuriermitarbeiterkosten weg. Einschränkend muss jedoch hinzugefügt werden, dass „Crowd Delivery“ nur funktioniert, solange Angebot und Nachfrage stimmen.


Lieferung aus der Luft

Auch hinsichtlich des steigenden Verkehrsaufkommens sind Maßnahmen gefragt. Die Paketzustellung via Drohne, einst belächelt, ist mittlerweile Realität geworden. So realisierte beispielsweise Google das „Project Wing“, bei dem die Drohnen bei der Zustellung nicht landen, sondern das Paket mit einem Seil aus einer Höhe von bis zu 60 Metern herunterlassen. In Deutschland führte DHL ein Pilotprojekt auf der Nordseeinsel Juist durch, bei dem Pakete über den Luftweg angeliefert wurden – und das gelang auch bei Dunkelheit, Regen und Nebel problemlos. In der Schweiz werden auf diese Weise bereits entlegene Bergdörfer sowie in Finnland schwer zu erreichende Gebiete unter anderem mit Medikamenten versorgt.

Lieferung aus der Luft

Lieferung unter Tage

Auch an einer unterirdischen Belieferung wird zielstrebig gearbeitet. Im englischen Cambridge entwickelt das Unternehmen Mole Solutions ein unterirdisches Tunnelsystem. Kapseln, die mit Paketen gefüllt sind, sollen auf einem Magnetfeld entlangschweben. Erste Pipelines für die Paketrohrpost sind in Northampton geplant. Unterstützung erfährt dieses Projekt vom britischen Umweltministerium und DHL – und hat damit bereits in China und Indien Interesse geweckt.


Das Konzept dieser City-Verteilstellen

Der Roboter-Besuch

Die beiden Skype-Mitgründer Ahti Heinla und Janus Friis wiederum vertrauen Robotern. Zusammen mit der Firma Starship Technologies sind in Großbritannien und den USA Pakete von kleinen, etwa 50 Zentimeter hohen Roboter zugestellt worden, die sich in Schrittgeschwindigkeit fortbewegen. Auf diese Art und Weise können die Zustellungskosten reduziert werden.

 

Viele Optionen, ein Ziel

Experten gehen davon aus, dass das Paketvolumen jährlich um bis zu vier Prozent steigen wird. Weiterhin weisen die Vereinten Nation schon jetzt auf den Umstand hin, dass bis 2050 über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung in Städten leben werden. Einen möglichen E-Commerce-Stau gilt es vorzubeugen – und das mit kreativen Konzepten und individuellen Ideen. Wie im Fall der jungen Dame, die ein Klavier in München gekauft hat und nun in Hamburg darauf ein Loblied auf die neuen Logistikkonzepte spielt.