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City-Logistik der Zukunft

City-Logistik im Organismus unserer Städte

Um die rapide steigenden Verkehrsbelastungen der Ballungsregionen in Deutschland in den Griff zu bekommen, soll die Infrastruktur verbessert werden. Parallel dazu werden neue Technologien entwickelt, die den Transport zugleich effizienter und ökologischer gestalten.

Optimale Logistik – was das ist, beweist der menschliche Körper täglich auf zugleich beispielhafte wie komplexe Weise: Herzklappen öffnen und schließen sich angepasst im perfekten Rhythmus an den jeweiligen Belastungszustand, bestimmte Blutbestandteile transportieren als Lieferwagen Nährstoffe pünktlich in die kleinsten Winkel des Körpers. Die Straßen von Hauptschlagadern und Kapillaren verengen oder weiten sich je nach Stresspegel im täglichen Berufsverkehr und wechselnden Belastungsspitzen. Leber und Niere sorgen für die pünktliche Zufuhr von Frischwaren und für den Abtransport verbrauchter Stoffe, und allerlei Nervenfasern, Neurotransmitter und Hormone steuern und regeln als kleine Fahrzeuge oder elektrische Standleitungen nach einem unsichtbaren aber hoch komplexen Terminkalender den Informationsaustausch von den Fingerspitzen bis in die Haarwurzeln – und das immer sorgsam überwacht, ob in nächtlicher Ruhe oder in Hochleistungssituationen bei 180 Pulsschlägen. All das wird lückenlos gesteuert von einer der raffiniertesten Logistikzentralen des Sonnensystems, vielleicht sogar der Milchstraße – dem menschlichen Gehirn.


Leider gibt es keine Straßen aus Gummi


Deutschland ist Logistik-Weltmeister und gehört damit sozusagen körperlich schon zu den Athleten in diesem Bereich. Aber Straßen und Wege wie Blutgefäße, die sich je nach Belastung verengen oder weiten, gibt es auch bei uns nicht, obwohl das vielleicht der Traum jedes Logistikers wäre. Tatsache ist aber, dass bis 2030 die Verkehrsbelastung in Deutschland um weitere 38 Prozent steigen wird. Auf diese Herausforderung intelligent und technologisch zu reagieren, ist das Ziel eines Aktionsplanes der Bundesregierung, um den Körper des Logistikweltmeisters Deutschland auch für die Zukunft fit zu halten. Dies betrifft natürlicherweise den Transport von Waren, dessen Umfang mit dem Zuwachs von Internetshopping- und mobilen Lieferdienstleistern rasant gestiegen ist und ebenso effizient wie umweltverträglich gemanagt werden muss.


Verbrauchseffiziente Giganten

Der Lang-Lkw, oder auch EuroCombi genannt, ist eine lange Lkw-Kombination mit bis zu 25,25 m Fahrzeuglänge und bis zu 60 Tonnen Gesamtgewicht. Dieser Lkw-Typ überschreitet die übliche Längenbegrenzung von 18,75 m. Der Vorteil: 57 Prozent mehr Ladevolumen (157 m³ statt 100 m³) und rund 65 Prozent mehr Raum für Europaletten bei etwa 20 Prozent weniger Schadstoffausstoß und circa 15 Prozent weniger Diesel-Verbrauch im Vergleich zu Lkw mit der üblichen Länge. Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, sagt dazu: „Die Lang-Lkw sind fünf Jahre im Feldversuch getestet worden – mit positivem Befund. Der Lang-Lkw ist praxistauglich. Er ist sicher, spart Sprit und führt weder zur Verlagerung von Verkehr auf die Straße noch zu einer stärkeren Belastung unserer Infrastruktur. Zwei Lang-Lkw ersetzen drei herkömmliche Lkw. Weniger Fahrzeuge bedeuten auch weniger Emissionen. Wir werden den Lang-Lkw zum Jahreswechsel dauerhaft auf den dafür geeigneten Strecken zulassen. Das ist gut für die Umwelt und gut für den Logistikstandort Deutschland.“

Logistik ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland steht in Zukunft ein leistungssteigerndes Fitnessprogramm auf der Tagesordnung – bei gleichzeitigem Augenmerk für den Umweltschutz und die Lebensqualität in Städten und Gemeinden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) legt dabei den Fokus vor allem auf Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz und eine weitere Erhöhung der Mobilität. Der intensive Dialog zwischen Verkehrswirtschaft und Verbänden hat bereits begonnen. Um den Titel als Logistik-Weltmeister verteidigen zu können, hat das BMVI mehrere Ziele klar benannt. Diese betreffen zum einen die Sicherung und den weiteren Ausbau der Qualität von Schiene, Land- und Wasserstraßen und die Beseitigung von Engpässen. Zum anderen sollen auch neue richtungsweisende Technologien den Transport umweltverträglicher und effizienter gestalten.

Logistik ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren

Elektrifizierung auch beim Gütertransport auf der Straße

Was bei Pkw mittlerweile zu einem guten Standard herangereift ist, galt bis vor einigen Jahren für Lkw noch als undenkbar: Der E-Antrieb. Aber die Batteriekosten werden bis 2025 voraussichtlich stark sinken. Die Batterie-Technologien verbessern sich stetig bei stark steigender Leistung. Laut „Mitteldeutschen Rundfunk“ (MDR) sind VW und Porsche Vorreiter in Sachen schnellstraßentauglicher Elektro-Lkw. Hier läuft ein Forschungsprojekt unter dem Namen „eJIT – elektromobile Just-in-Time-Logistik“. Die elektrisch betriebenen Laster sollen Lärm und Emissionen in Sachsens Automobilwerken reduzieren. Anstelle von Dieseltanks liefern zwei je 400 Kilogramm schwere Batterieblöcke Energie. Im Jahr 2018 sollen erste elektrisch angetriebene 40-Tonner bei Porsche in Leipzig unterwegs sein. Perspektivisch ist sogar ein Einsatz ohne Fahrer mit vollkommen autonomer Steuerung geplant. Aber auch bei BMW in Bayern und bei Mercedes testet man mittlerweile schon technisch weit gediehene Prototypen des elektrisch betriebenen Sattelschleppers. Notwendig wird diese Entwicklung auch deshalb, weil in einer zunehmenden Anzahl von innerstädtischen Bereichen die Emissionsrichtlinien den Einsatz von Verbrennungsmotoren stark einschränken oder sogar ganz ausgrenzen.


Das Konzept dieser City-Verteilstellen

Neue Verteilermodelle für den innerstädtischen Warenfluss

Um in Zentrumsbereichen von Städten Lärmbelästigung und Schadstoffausstoß im Verkehrsaufkommen zu reduzieren, werden an vielen Orten neue Modelle der Logistik-Bündelung, Verteilung und Lagerverwaltung erprobt. Gerade viele kleinteilige Lieferungen im B2C-Bereich verursachen zahlreiche Anfahrten und Stopps im städtischen Bereich. Um hier eine Entlastung zu schaffen, sollten Lieferungen – so gut es geht – gebündelt und auf allen Wegen ohne Umwege ausgeliefert werden. Städtische Logistikzentren, sogenannte City-Hubs, bieten hierfür einen guten Ansatz. In den mobilen Verteilerzentren in zentraler Lage können Waren zunächst an einem Punkt gesammelt und anschließend mit dem Lasten-Fahrrad oder zu Fuß ausgeliefert werden. Das verringert die CO2-Emission in der Innenstadt erheblich. Das Konzept dieser City-Verteilstellen wird immer wieder von unterschiedlichen Transportdienstleistern getestet, aktuell zum Beispiel von DHL in Frankfurt und UPS in Hamburg.

Telematik – das moderne Nervensystem für Städte

Telematik, das Mischwort aus Telekommunikation und Informatik, bezeichnet ein neues und großes Feld an Möglichkeiten, in Städten und Gemeinden die Logistik und den Warenverkehrsfluss durch Signalnetze und intelligente Steuerung ebenso effizient wie umweltgerecht zu regulieren. Im Zeitalter mobiler Apps haben sich die Möglichkeiten rasant gesteigert. Das betrifft vor allem Informationsleitsysteme, die Zulieferern freie Parkräume anzeigen, mobile Apps, die über Baustellen und die allgemeine Verkehrslage informieren. In Versuchen werden heute schon Leitsysteme getestet, mit denen vollautomatisierte und elektrisch betriebene Lieferfahrzeuge ohne Fahrer bestimmte Verteilerpunkte anfahren. So zum Beispiel bei Porsche in Leipzig.

Auch wenn heutige Logistiktechnologien noch lange nicht an die Raffinesse von organischen Systemen heranreichen – das Fitnessprogramm für Deutschland als Wirtschaftsstandort läuft an.