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Round and round we go! Prozessketten ganzheitlich denken

Für Unternehmen der Logistikbranche ergeben sich aus dem Cradle-to-Cradle-Prinzip viele Möglichkeiten, nachhaltiger zu werden. Wie genau, war Thema beim STILL Logistik-Talk „Thesen am Tresen" auf dem Logistic Summit 2022. Dort sprachen drei Experten unter anderem über ressourcenschonende Produktion und Refurbishment.

Der STILL Logistik-Talk "Thesen am Tresen"
Der STILL Logistik-Talk "Thesen am Tresen"

„Eigentlich müssten wir schon gestern mit dem Klimaschutz begonnen haben, sonst haben wir ein Problem“, stellt Christoph Küffner fest, Mitarbeiter an der Universität Erlangen-Nürnberg. Denn nicht nur Emissionen und Ressourcenmangel seien Herausforderungen, sondern auch ein stetig steigendes Bevölkerungswachstum. „Was wir einsparen, verpufft dadurch, dass wir zunehmend mehr Menschen werden“, erklärt er. Doch etwas habe sich geändert: „Das Bewusstsein dafür, wie wichtig Nachhaltigkeit und Zirkularität sind, steigt stetig.“ Jetzt sei es an den Unternehmen, mit entsprechenden Angeboten bereitzustehen.

Das Bewusstsein zu Nachhaltigkeit steigt
Das Bewusstsein zu Nachhaltigkeit steigt

Rohstoffe im Kreislauf behalten

Dabei sei es sinnvoll, sich am sogenannten „Cradle-to-Cradle-Prinzip“ zu orientieren, erklärt Küffner. Also an der Idee, dass ein Produkt an seinem Lebensende wieder in die einzelnen Rohstoffe zerlegt wird, aus denen es hergestellt wurde. Die Rohstoffe werden dann in ihren jeweiligen Kreislauf zurückgeführt. So finden die weltweit vorhandenen Ressourcen möglichst oft Verwendung. Das ermögliche eine ressourcenschonende und nachhaltige Produktion, beschreibt Küffner: „Wenn ich zwei Gramm Plastik pro Flasche einspare, aber dafür immer mehr Flaschen produziere, ist das irgendwann nicht mehr nachhaltig.“ Besser sei es, eine Flasche so zu konzipieren, dass sie wieder in die einzelnen Rohstoffe zerlegt werden könne.

In Bezug auf Flurförderzeuge sei das eine große Aufgabe, meint Karl Knipfelberg, Vice President Product Management bei KION. „Ein Gabelstapler besteht aus bis zu 5.000 Bauteilen“, erläutert er, „die muss man alle mitdenken.“ Bei jedem einzelnen dieser Teile gelte es, schon bei der Entwicklung darüber nachzudenken, wie sie am besten recycelt werden. „Mit der Konzeptstudie für den neuen RXE werden wir ein Fahrzeug entwickeln, das als erstes Fahrzeug von Beginn an zirkulär gedacht auf den Markt kommt“, so Knipfelberg. Doch STILL will sich nicht auf diesem ersten Erfolg ausruhen: „Unser Ziel ist es, zweistellige Einsparungen bei den Emissionen zu erreichen.“

Die Orientierung am Cradle-to-Cradle-Prinzip ist sinnvoll
Die Orientierung am Cradle-to-Cradle-Prinzip ist sinnvoll

Zero Waste und Refurbishment

Zero Waste ist ein langfristiges Ziel
Zero Waste ist ein langfristiges Ziel

Dabei setze man vor allem auf Zirkularität. „Zero Waste ist das langfristige Ziel“, betont Knipfelberg. Beispielsweise alte Lithium-Ionen-Batterien: Anstatt sie zu entsorgen, ist es auch möglich, sie wieder aufzubereiten. Auch die Anzahl der Bauteile, die für ein Flurförderzeug nötig sind, prüfe man. Darüber hinaus werden zunehmend mehr Fahrzeuge geleast und nicht mehr verkauft. Wenn dann ein Vertrag auslaufe, habe man mit zirkulären Staplern Werte, die über die Vertragslaufzeit hinweg noch nutzbar sind. „Die Geräte können dann entweder recycelt oder aber aufbereitet werden“, erklärt Knipfelberg. 

Beim sogenannten „Refurbishment“, also der Aufarbeitung von Flurförderzeugen, setzt man Altgeräte wieder instand, sodass sie länger nutzbar sind. Dazu werden Teile aus anderen Altgeräten mit neuen Ersatzteilen kombiniert. Auch diese Instandsetzung ist Teil des Cradle-to-Cradle-Prinzips. „Besonders wichtig ist uns dabei Transparenz“, hebt Knipfelberg hervor. Es gehe darum, auch bei den Kunden ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Wiederaufbereitung richtig und notwendig sei. Die Fahrzeuge müssen möglichst die gleiche Qualität erreichen wie Neugeräte. „Hier helfen uns unsere digitalen Lösungen“, erläutert er. Mithilfe von Analysetools lasse sich ziemlich genau bestimmen, welche Einzelteile schnell verschleißen. Das wiederum hilft, die unternehmenseigenen Aufarbeitungszentren zu optimieren.


Nachhaltiger Transportweg

Auch auf dem Transportweg lässt sich das Cradle-to-Cradle-Prinzip anwenden, erklärt Dr. Frank Albers, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing beim Landmaschinenfabrikanten Bernard Krone. Er fasst zusammen: „Beim Thema Nachhaltigkeit ist ein ganzheitlicher Ansatz wichtig.“ Es reiche nicht aus, Verpackungen und Produkte nachhaltiger zu machen. Auch das Fahrzeug, auf dem die Waren durch das Land transportiert werden, müsse nachhaltig gestaltet sein. „Wir setzen zudem stark auf Refurbishment“, betont er. So verlängere sich die Nutzungsdauer eines Trailers um mehrere Jahre: „Und wenn der Lebenszyklus dann doch zu Ende geht, bauen wir Trailer und Koffer auseinander und versuchen, möglichst viele Teile zu recyclen, damit sie im Kreislauf bleiben.“

Darüber hinaus gebe es noch ganz andere Möglichkeiten, um den Transportweg nachhaltiger zu gestalten. Beispielsweise mit einem digitalen Tool, das den Reifendruck überwacht. „Dadurch verringern sich der Reifenabrieb und auch der Feinstaub, der in die Umwelt abgegeben wird“, so Albers. Auch aerodynamische Bauteile, wie eine elektrifizierte Achse, seien sehr gefragt. Die Achse hebe anstelle des Dieselmotors den Trailer an – das spart Kraftstoff und Emissionen.

Nachhaltigkeit braucht einen ganzheitlichen Ansatz
Nachhaltigkeit braucht einen ganzheitlichen Ansatz

Zudem habe das Gewicht der Trailer einen großen Einfluss auf die Emissionsmenge auf dem Transportweg: „Ein leichterer Trailer erhöht die Nutzlast auf dem Lkw und verringert die Anzahl der Transporte“, führt er aus. „Die Fahrer können dann einfach mehr mitnehmen.“


Zirkularität darf nicht teuer sein

Auch Küffner ist sich sicher, dass durch das Produktdesign viel erreicht werden kann: „Wir müssen uns fragen, wie wir unsere Lieferketten noch nachhaltiger gestalten können.“ Dazu brauche die Branche jedoch die Unterstützung der Politik. Knipfelberg gibt ebenfalls zu bedenken, dass Refurbishment um einiges aufwendiger sei, als immer wieder neue Produkte zu produzieren. Dafür müsse ein Unternehmen eine eigene Infrastruktur schaffen. „Aber Zirkularität darf nicht teuer sein, sonst ist sie nicht wettbewerbsfähig“, betont er. Hier sei die Politik mit entsprechenden Subventionen gefragt. Auch Albers stimmt den beiden zu: „Nachhaltiges Handeln muss belohnt werden und nicht durch höhere Preise bestraft. Es darf nicht mehr kosten, sondern muss genauso teuer sein.“

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