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„Was sich nicht skalieren lässt, ist keine Innovation.“

Wer in der Logistik wirklich etwas bewegen will, braucht Mut zum Wandel und ein starkes Team. Stefan Hohm, Chief Development Officer bei Dachser, wurde als Logistics Leader of the Year 2025 ausgezeichnet. Im Interview spricht er über Innovation, Mindset und die Zukunft der Branche.

Mit der Auszeichnung Logistics Leader of the Year werden Menschen geehrt, die der Logistikbranche wichtige Impulse geben. Stefan Hohm und sein Team bei Dachser haben dabei eine ähnliche Herangehensweise wie die Entwickler bei STILL: Sie verankern Innovation fest im Unternehmen, verbinden Forschung mit Praxis und entwickeln Lösungen, die funktionieren. Beide Unternehmen bekräftigen damit, wie wichtig es ist, Innovationen in der Logistik aktiv zu fördern. Ein gutes Beispiel von Dachser ist das Projekt @ILO, dazu mehr im Interview. Bei STILL zeigt sich diese Förderung beispielsweise in forschungsbasierten Projekten wie ARIBIC (Artificial Intelligence-Based Indoor Cartography), das es ermöglicht, einen digitalen Zwilling aller Bewegungen im Warenlager zu erstellen.

Von 5G-Campusnetzen über autonomes Fahren bis zur Live-Ortung von Packstücken – sowohl bei STILL als auch bei Dachser wird deutlich, dass echte Veränderung entsteht, wenn alle an einem Strang ziehen. Im Gespräch erklärt Stefan Hohm, wie dieser Ansatz in der Praxis funktioniert und warum Innovation nur als Gemeinschaftsaufgabe gelingt.

Stefan Hohm, Chief Development Officer bei Dachser, im Interview. [Fotocredit DACHSER SE]
Stefan Hohm, Chief Development Officer bei Dachser, im Interview. [Fotocredit DACHSER SE]

Herr Hohm, was bedeutet Innovation für Sie?

Innovation ist für mich nie das Werk eines Einzelnen. Gerade in einem Unternehmen wie Dachser kann wirklich Neues nur dann entstehen, wenn Innovation als gemeinsames Ziel im Vorstand und im gesamten Unternehmen verankert ist. Erst diese kollektive Haltung – also das Mindset – schafft die nötige Rückendeckung, um Ideen zu echten Innovationen zu entwickeln und sie im Netzwerk multiplizieren zu können. Es geht darum, gemeinsam etwas zu verändern.


Wie bewerten Sie, ob eine Innovation wirklich relevant ist?

Entscheidend für uns ist, dass eine Innovation nicht nur im Kleinen funktioniert, sondern im gesamten Netzwerk Wirkung entfaltet. Wir entwickeln keine Prototypen fürs Schaufenster, sondern Lösungen, die in allen Niederlassungen echten Nutzen stiften. Innovation ist dann wertvoll, wenn sie Prozesse spürbar verbessert, beschleunigt und kundenorientierter macht. Deshalb gilt für uns: Was sich nicht skalieren lässt, ist für Dachser keine Innovation.

Stefan Hohm und sein Team bei Dachser arbeiten an innovativen Ideen für die Logistikbranche. Dafür wurde Hohm nun als Logistics Leader of the Year ausgezeichnet. [Fotocredit DACHSER SE]
Stefan Hohm und sein Team bei Dachser arbeiten an innovativen Ideen für die Logistikbranche. Dafür wurde Hohm nun als Logistics Leader of the Year ausgezeichnet. [Fotocredit DACHSER SE]

Wie entscheiden Sie, was umgesetzt wird – und was vielleicht auch nicht?

Früher wurden Ideen oft einzeln gesammelt und versucht, sie direkt umzusetzen – das war selten erfolgreich. Heute setzen wir auf Teamarbeit und strukturierte Prozesse. Wir bringen gezielt Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen zusammen und schaffen Räume, in denen Ideen wachsen können.

Ein Beispiel ist unser strategisches Programm „Idea2Net“, das Innovation aus dem Netzwerk für das Netzwerk ermöglicht. Dabei sammelt ein großes Team die ausgearbeiteten Ideen aus den Niederlassungen und entwickelt sie gemeinsam weiter. So entsteht ein strukturierter Innovationsprozess – vom Mindset über Beteiligungsmöglichkeiten bis hin zu Prototypen und Piloten. Bei unseren Idea2Net Community-Meetings und den „Result Days“ des Dachser Enterprise Labs sind auch die Vorstandskollegen dabei. Gemeinsam stellen wir die notwendigen Mittel zur Verfügung – Zeit, Geld oder externe Expertise. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten eingebunden sind: von den Ideengebern bis zum Vorstand. Beim Rollout holen wir die ursprünglichen Ideengeber mit dazu, damit sie miterleben, wie ihre Ideen zu echten Innovationen geworden sind.


Welche Rolle spielt die Forschung in Ihrem Unternehmen?

Die enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft ist für uns zentral. Im Dachser Enterprise Lab arbeiten unsere Teams gemeinsam mit Wissenschaftlern an Innovationen, die echten Mehrwert bringen. Es ist noch keine zehn Jahre her, da hieß es, man könne in der Logistik gar nicht forschen, weil der Kunde den Takt vorgibt. Das hat sich massiv geändert. Kunden verlangen heute innovative Ansätze, die ihnen helfen. Diese Kooperation zwischen Forschung und Praxis sorgt dafür, dass wir nicht nur neue Technologien entwickeln, sondern sie auch praxistauglich machen und ins Unternehmen tragen.


Was war für Sie denn eine solche erfolgreiche Technologie?

Ein gutes Beispiel ist das Projekt @ILO. Hier ging es darum, Packstücke im Umschlaglager jederzeit exakt zu lokalisieren. In unseren Niederlassungen werden täglich Tausende von Paletten verladen, und manchmal steht eine Palette eben nicht genau an dem Ort, an dem man sie vermutet. Wir wussten vorher, dass eine dauerhafte Echtzeitvisualisierung der Packstücke im Umschlaglager einen Qualitätssprung bringen würde. Dafür haben wir – vom Problem ausgehend – nach der richtigen Technologie gesucht. Nach vier Monaten war klar, dass wir dafür Kameratechnologie und Data-Matrix-Codes einsetzen würden. So können wir im Umschlaglager von oben die Packstückmaße exakt ermitteln. Das hat uns ein enormes Potenzial eröffnet, weil wir darüber die Wechselbrückenbeladung steuern können. Bei theoretisch nur einer Palette zusätzlich auf jeder Wechselbrücke verladen wir jeden Tag 8.000 Paletten mehr. Heute sieht ein Hallenmitarbeiter auf Knopfdruck am Tablet, wo die Palette steht und wie sie aussieht.

 Bei STILL und Dachser gilt gleichermaßen: Innovationen sind nur dann nachhaltig, wenn sie skalierbar sind.
Bei STILL und Dachser gilt gleichermaßen: Innovationen sind nur dann nachhaltig, wenn sie skalierbar sind.

Wie halten Sie die Balance zwischen Vision und Umsetzung?

Natürlich gibt es auch bei uns Ideen, die zunächst utopisch klingen. Wichtig ist, immer wieder den Abgleich mit der Praxis zu suchen: Welche Technologie löst tatsächlich ein Problem? Wie lässt sich der Nutzen im Alltag belegen? Unser Fokus liegt darauf, Visionen pragmatisch anzugehen und Innovationen so umzusetzen, dass sie im Betrieb funktionieren.


Welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht Künstliche Intelligenz für die Zukunft der Logistik?

KI wird die Logistik in den kommenden Jahren massiv verändern. Sie hilft uns, Prozesse zu automatisieren, bessere Entscheidungsgrundlagen zu liefern und übernimmt einfache, repetitive Tätigkeiten, die niemand gerne erledigt. Wir haben bereits Projekte gestartet, die unseren Customer Service deutlich effizienter machen werden – das schafft mehr Zeit, um uns persönlich um den Kunden und die Problemlösung zu kümmern. Ich sehe darin keine Gefahr für Arbeitsplätze – im Gegenteil: KI wird unsere Teams hervorragend unterstützen. Die Logistik ist komplex, und es geht oft um Details. Ich denke, dass sich perspektivisch immer mehr Tätigkeiten automatisieren lassen, aber es wird noch sehr, sehr lange dauern, bis Roboter übernehmen. Der Mensch wird noch lange die intelligenten Entscheidungen treffen und Freiräume nutzen, um darüberhinausgehende Lösungen zu schaffen – und das ist gut so.


Was ist Ihr Rat an jemanden, der wie Sie die Logistik mit Innovationen voranbringen möchte?

Mein Tipp: Bewegung – in vielerlei Hinsicht. Wer immer am selben Ort bleibt, in seiner Gedankenwelt und der realen, wird es schwer haben. Man muss Komfortzonen verlassen, Rollen wechseln und sich trauen, in neue Welten einzutauchen. Ein großer Teil meines Weges bestand darin, Menschen in immer neuen Zusammenhängen zu führen. Wir müssen unsere Berufe über die Grenzen der klassischen Logistik hinaus attraktiv machen – nur so lassen sich Fachkräfte gewinnen und halten. 

 

Stefan Hohm und sein Team bei Dachser zeigen, wie Innovation in der Logistik gelingen kann: durch Mut, Teamgeist und den Willen zur Veränderung. Der Award Logistics Leader of the Year würdigt solche Pioniere, die der Branche wichtige Impulse geben. Weitere Informationen zur Auszeichnung finden Sie auf unserer Website.

 

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